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Todeszone im Indischen Ozean auf der Kippe

05.12.2016

Nährstoffhaushalt einer neuentdeckten “Todeszone” im Indischen Ozean auf der Kippe

 

In den großen Sauerstoff-freien Bereichen der Ozeane, den so genannten Todeszonen, entweichen aufgrund mikrobieller Prozesse große Mengen an Stickstoff als Gas. Stickstoff ist ein Schlüsselelement für alles Leben auf der Erde. Diese Art von Todeszonen findet man an den Westküsten Nord- und Südamerikas, Namibias und auch an der Westküste Indiens im Arabischen Meer.

Jetzt publiziert ein Team von Wissenschaftlern in der Fachzeitschrift Nature Geoscience seine Forschungsergebnisse und zeigt, dass sich eine weitere Todeszone im Golf von Bengalen im nordöstlichen Indischen Ozean über eine Fläche von 60 000 Quadratkilometern in einer Wassertiefe zwischen 100 und 400 Metern ausbreitet. Mit dabei im Team waren Forscher von der University of Southern Denmark (SDU), dem Bremer Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie (MPIMM) und dem National Institute of Oceanography (NIO) of India. Erstautorin Laura Bristow, früher Wissenschaftlerin an der SDU und jetzt am Bremer MPIMM, sagt: “ Die Situation im Golf von Bengalen hat uns lange Zeit vor ein Rätsel gestellt, denn mit herkömmlichen Messmethoden konnte zwar kein Sauerstoff nachgewiesen werden, trotzdem gab es keinerlei Anzeichen von Stickstoffverlusten, die für andere Todeszonen so typisch sind.“

Bildquelle M. Schlösser (MPI).
Der Golf von Bengalen mit dem grau unterlegten Untersuchungsgebiet.
 
 
 

Das For­scher­team konn­te jetzt mit neu­en emp­find­li­chen Sau­er­stoff­sen­so­ren das Vor­han­den­sein mi­ni­ma­ler Kon­zen­tra­tio­nen an Sau­er­stoff nach­wei­sen, die aber 10 000 Mal nied­ri­ger wa­ren als im sau­er­stoff­ge­sät­tig­ten Ober­flä­chen­was­ser. 

Jene Mikroorganismen, die in anderen Todeszonen für die Stickstoffentfernung zuständig sind, gab es auch in diesen Wasserproben. Messungen zeigten, dass diese Mikroorganismen zwar auch im Golf von Bengalen Stickstoff entfernten, allerdings viel langsamer als in anderen Todeszonen. Laura Bristow führt weiter aus.“ Das ist schon eine verrückte Sache. Die Mikroben sind anwesend und könnten große Mengen an Stickstoff entfernen, werden aber durch die minimalen Spuren von Sauerstoff an ihrem Job gehindert.“ 

Wajih Naqvi, früher Direktor am NIO und Ko-Autor der Studie, fügt hinzu:” Wenn auch die letzten Reste an Sauerstoff weg sind, wird der Golf von Bengalen plötzlich zu einer Stickstoffsenke mit globalen Auswirkungen.” Diese dann auftretenden Stickstoffverluste würden den Stickstoffhaushalt und damit die Produktivität der marinen Lebensgemeinschaften verändern. 

Experten sagen, dass die Klimaveränderung die Atmosphäre und die Meere erwärmen und sich damit die Todeszonen ausweiten werden. Ob die Auswirkungen des Klimawandels den letzten Sauerstoff aus dem Golf von Bengalen entfernen werden, ist noch nicht sicher. Doch auch die hohe Bevölkerungsdichte und der damit verbundene hohe Nährstoffeintrag könnten im Golf von Bengalen dem Sauerstoff den Rest geben. Laura Bristol spricht warnende Worte: „Wir werden sehen, wie es mit dieser Todeszone weitergeht. Sicher ist, dass der Golf von Bengalen auf der Kippe steht. Jetzt brauchen wir mathematischen Modelle, um die potentiellen Auswirkungen auf den Stickstoffkreislauf im Golf von Bengalen, aber auch weltweit, zu verstehen.“

 

 

 

Institutionen
Department of Biology and Nordic Center for Earth Evolution (NordCEE), University of 
Southern Denmark, Campusvej 55, 5230 Odense M, Denmark. 

Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Celsiusstraße 1, D-28359 Bremen

School for Marine Science and Technology, University of Massachusetts Dartmouth, 706 South 
Rodney French Blvd, New Bedford, MA 02744-1221, USA. 

CSIR-National Institute of Oceanography, Dona Paula, 403 004, Goa, India, 

Department of Biological Sciences, Aarhus University, Building 1540, DK-8000 Aarhus C, Denmark. 


 

CTD Bengal
CTD2 Bengal


Originalartikel
Nproduction rates limited by nitrite availability in the Bay of Bengal oxygen 
minimum zone 

L.A. Bristow, C.M. Callbeck, M. Larsen, M.A. Altabet, J. Dekaezemacker, M. Forth, M. Gauns, R.N. Glud, M.M.M. Kuypers, G. Lavik, J. Milucka, S.W.A. Naqvi, A. , Pratihary, N.P. Revsbech, B. Thamdrup, A.H. Treusch, D.E. Canfield. Nature Geoscience 2016, DOI 10.1038/ngeo2847

Weitere Informationen
Dr. Laura Bristow, +49 421 2028 634, lbristowmpi-bremen.de
Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Celsiusstr. 1, D-28359 Bremen

 

Pressereferentin

Pressestelle

Dr. Fanni Aspetsberger

MPI für Marine Mikrobiologie
Celsiusstr. 1
D-28359 Bremen

Raum: 

1345

Telefon: 

+49 421 2028-9470

Dr. Fanni Aspetsberger
 
 
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